Die Tage konnte ich noch mal einem Journalisten bei einer Wappenfrage behilflich sein. Nach Claude Molinaro, der am 04.06.2019 ein Interview mit mir zum Thema Heraldik in Luxemburg im Tageblatt veröffentlicht hatte, wand sich nun Christian Müller, auch vom Tageblatt an mich. Er schrieb einen Artikel zur Stadtgeschichte von Esch1, mit Schwerpunkt auf den Symbolen. Zwei meiner Zeichnungen fanden so ihren Weg ins Tageblatt:
Leider konnte ich seine Frage, seit wann das Wappen mit dem Turm verwendet wurde, nicht beantworten, denn Zugriff auf die sogenannten Primärquellen (Münzen, Siegel, Stempel, Siegel- und Stempelabdrücke, etc.) habe ich nicht, noch nicht mal besondere Kenntnisse, wo die zu finden sind.Dazu müsste man sich schon an wen aus dem Staatsarchiv wenden.
Meines Wissen, hat sich zuletzt Jean-Claude Loutsch 1989 im Armorial Communal zum Thema Escher Stadtwappen geäussert. Seiner Zeichnung habe ich auch das Abbild des alten Siegelabdruckes der mittelalterlichen “freien Stadt” Esch nachempfunden. Leider gab er dort nicht an wie alt der Abdruck ist und wo er aufbewahrt wird.
Ganz viele Städte wählten übrigens den Turm als ihr Siegel, so auch die Stadt Luxemburg seit dem 13. JH. Der Turm steht, vermutlich, einfach für Wehrhaftigkeit. Die ältesten Siegel in denen Türme vorkommen, stylisieren den Turm sehr stark, meistens nur drei Zinnen.
Ich schreibe “vermutlich”, weil die ersten Wappenherren sich eigentlich nie schriftlich dazu geäussert haben, warum sie diese oder jene Figur wählten, fast alle, oft recht fantasievolle, Erklärungen tauchen erst Jahrhunderte später auf.
Interessant könnte noch sein, was J.Cl. Loutsch auch erwähnt, dass im Armorial de Hozier von 1696 die Stadt Esch mit einem völlig anderen Wappen aufgeführt wird, nämlich einer Figur des heiligen Rochus. Dazu muss man wissen, dass die Erfassung und der Schutz sämtlicher Wappen im französischen Königreich (zu dem Luxemburg Ende des 17. JH faktisch gehörte) nur das vordergründige Ziel der Aktion d’Hoziers war. Schon bald waren er und sein Dienstherr Louis XIV in erster Linie darauf aus, die Registrierungsgebühr zu kassieren, weshalb manchen wappenfähigen Personen auch Wappen aufgezwungen wurden, die sie gar nicht führten, oder führen wollten (armoiries imposées). Esch könnte es hier so ähnlich ergangen sein, dass die Stadt zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr wappenführend war, d’Hoziers Beamte ihnen dann einfach eines entwarfen und aufdrückten, das dann spätestens nach der Rückkehr der Spanier 1715 nicht mehr geführt wurde.