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10 Jahre Heraldik als Hauptthema auf wiesel.lu

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Den nachstehenden Beitrag hatte ich schon vor über einem Jahr begonnen und wollte ihn im September, pünktlich zum Jahrestag publizieren, aber ich kam nicht dazu.
Es sind tatsächlich schon (inzwischen: mehr) als 10 Jahre her, seit ich am 4. September 2008 mit dem Beitrag “Neues zur Heraldik: Schulfreunde, meubles, Lexikon” verkündete, dass ich jetzt wieder was aktiver beim Thema Heraldik werden zu wollen. Dass sich die Heraldik damit auch zum Hauptthema entwickeln würde war so nicht geplant und hat sich eher ergeben. Davor galt während etwa 2 Jahren dem Radfahren mein Hauptinteresse, noch davor der Geschichte der Luxemburger Studenten in Aachen und dem Programmieren in PHP. Inzwischen haben sich meine Interessen wieder mehr zu den Themen Radfahren und Luxemburger Studenten in Aachen zurückverlagert.

Der Auslöser, Juli 2008

Ich liess mich von Andy dazu anregen, er wollte sein Wappen schützen lassen. Er schrieb mir am 23. Juli:

Gudde Mëtteg,

ech sinn iergendwéi iwwert d’lëtzebuergesch Wikipedia op deng Säit gestouss an hunn do gesinn, datts de dech fir d’Heraldik intresséiers, och an der ALGH Member bass an datt’s de och däin eegene Wopen hues.

Ma ‘t ass esou, datt ech mech och fir Wopen intresséieren a vun engem Kolleeg gesot krut, datt een sech säin eegene Wopen androë loosse kann, resp. sech deen schütze” loosse kann. Well d’Säit vun der ALGH awer elo schons méi wéi engem Joer net méi geet, wollt ech froën, ops de mier do eventuell kinnst virun hëllefen?

ech soën emol villmols merci am virraus,
den Andy

Bei seinem Hauptanliegen, Schutz seines Wappens (das ich leider immer noch nicht kenne 🙁 ) konnte ich ihm leider nicht helfen, ich musste ihm schreiben:

Een gesetzliche Schutz, daat ging heeschen, een anere benotzt Äre Wopen fir “waat wees ëch”, an Dir kinnt him daat duerch een Gerichtsbeschloss ënnersoën loossen, bzw. een Affekot beobtragen en oofzemahnen. Daat denken ëch ass souwéisou nit wierklich méiglich, wëll d’Gesetz vun 1972 schwëtzt just vun de Wopen vu Geméngen a Staat die ausdrécklich geschützt sinn.

Aber ich war nun fest entschlossen: Ich wollte aber in Zukunft wieder mehr zu diesem Thema machen, insbesondere wollte ich Wappen zeichnen!

Erste Schritte

Für mich kam es nicht in Frage, die Zeichnungen von anderen einfach einzuscannen und online zu stellen, selbst wenn ich die Erlaubnis von Lenertz oder einem anderen Zeichner dazu bekommen hätte. Denn das wären unterschiedliche Stile gewesen, ich musste selber zeichnen!
Ich besah meine selbstgezeichnete Wappensammlung, sie war kümmerlich: Es gab nur die Wappen einiger Gemeinden, mein eigenes und die meiner Jugendfreunde. In Jugendtagen kannte ich nur die folgenden Methoden:

  1. ich habe mit Bleistift gezeichnet und mit Bleistiftfarben ausgemalt, denn Wasserfarben wurde nur eine grosse Sauerei, das mochte ich nicht 🙂
  2. Oder ich habe die Figuren auf Buntpapier gezeichnet und das dann ausgeschnitten und zusammengeklebt.
  3. Und, bemerkenswert: ich fertigte auch an meinem Homecomputer C64 bereits Zeichungen an. Die haben nur zum Teil als Ausdrucke überlebt und die Farbinformation ging entsprechend verloren.

Dennoch, weil kein anderer da war, griff ich erstmal diesen Faden auf, denn als erstes brauchte ich Vorlagen. Ich scannte meine alten Zeichungen ein und bearbeitete die zunächst mit Paint, ging aber schnell zu GIMP über, was damals sehr viel mehr Features bot als Paint und zudem nicht an die Plattform Windows gebunden war. Schon nach nur zwei Wochen konnte ich am 18. September verkünden, dass ich Vorlagen geschaffen hatte und sogar eine kleine Gebrauchsanweisung angefertigt hatte. Bereits am 18. November war das erste gesteckte Ziel erreicht: ich hatte alle 118 Gemeindewappen von 1989 gezeichnet.

Gundlegendes und kleinere Projekte in 2009

Nach der Liste der Gemeindewappen Luxemburgs, widmete ich mich zunächst den Quellen und versuchte längere Zeit, Schablonen für die einzelnen Figuren zu entwickeln, denn ich wollte ein regelrechtes Tutorial “wie zeichne ich Wappen selber auf dem Computer” schreiben. Daneben ging ich kleinere Projekte an und merkte aber beim Zeichnen, dass doch jedes Wappen, selbst wenn es Figuren verwendet die ich schon mal benutzt habe, sehr anders ist (oder GIMP sich dafür einfach nicht eignet ?) und ich die Figuren doch sehr oft neu zeichnen musste. Es blieb bei Schablonen für die Schildteilungen und ein paar wenigen für Wappen mit nur einer natürlichen oder künstlichen Figur.
Ich arbeitete erst mal kleinere Listen ab. Zunächst eine Liste mit den Wappen des Ancien régimes, dessen Elemente Teil eines Luxemburger Gemeindewappens wurden. Als ich die fertig hatte, erinnerte ich mich, dass im Familjefuerscher die Wappen der Äbte einiger Luxemburger Abteien drin waren, Echternach, Münster und Orval hatte ich dann Ende August 2009 online.
Je mehr Wappen es wurden, desto dringlicher wurde es, eine Übersicht zu schaffen um die Wappen auch wieder finden zu können. Dafür richtete ich dann Anfang September 2009 eine Wappendatenbank ein. Den Mechanismus über Costum fields gab ich schnell zu gunsten einer fremden Software auf: mediatags. Markiere ich ein Bild mit dem Mediatag “Wappen” wird es als Wappen in der Datenbank geführt. Inzwischen ist dieser Mechanismus aber auch an seine Grenzen gestossen.
Zu meiner Überraschung wurde Heraldik schnell auch von den Internauten wahrgenommen und ich baute Anfang September mein Heraldiklexikon aus, das von Anfang an bestand.
Ein weiteres kleines Projekt nahm ich bis Jahresende in Angriff: die Wappen der Privatleute die bei der ALGH ihr Wappen hatten eintragen lassen, alle von Marcel Lenertz entworfen.
Weitete das Projekt Heraldik auf wiesel.lu immer weiter aus, schuf zum Jahreswechsel die mit leichten Abstrichen heute noch gültige Ordnung meiner Seiten und war so begeistert, dass ich Ende Januar 2010 für das Projekt sogar einen eigenen Auftritt Heraldik.be einrichtete. Allerdings wurde es mir mit der Zeit zu umständlich zwei Auftritte zu pflegen, denn damals war ich ausserdem noch webmaster für aachen.lu (bin ich immer noch), aliai.lu und kurzzeitig auch für huesen.lu, die ich alle für die jeweiligen Vereine eingerichtet hatte, und so stampfte ich Ende des Jahres den Irrwg heraldik.be wieder ein.

Projekt Armorial Loutsch 2010-2013

Das grösste umfangreichste Projekt startete ich aber 2010: die Digitalisierung des Armorial Loutsch! Der Luxemburger Augenarzt hatte seit seiner Studentenzeit in den 1950er Jahren angefangen die Quellen zu allen Wappen zusammenzutragen, die bis dato auf dem Gebiet des ehemaligen Herzogtums Luxemburg getragen wurden und 1974 veröffentlichte er sein Hauptwerk, die umfangreiche Wappensammlung die mit vollständigem Titel heisst:

ARMORIAL DU PAYS DE LUXEMBOURG – contenant la description des armes des princes de la maison de Luxembourg, de tous les souverains d’autres maisons ayant régne sur ce pays, des gouverneurs ayant exercé le pouvoir en leur nom, ainsi que celles des familles nobles, bourgeoises ou paysannes pour autant qu’elles ont pu être retrouvé.

Wie jeder Luxemburger der sich mit Wappen beschäftigt bewundere ich Dr. Loutsch für sein Lebenswerk, schon seit Jugendtagen lieh ich mir immer wieder das dicke grüne Buch in der Nationalbibliothek aus und wenn ich nicht gerade etwas zu recherchieren hatte, blätterte ich erfurchtsvoll darin.

Inzwischen arbeitete ich ja schon länger und hatte endlich auch etwas Geld für teurere Liebhabereien und so wurde der 6. Oktober 2009 ein wichtiges Datum für mich. An dem Tag übergab mir mein Freund Jeannot Damgé mein Exemplar des Armorial Loutsch das er in meinem Auftrag gekauft hatte.
Ich begann kurz danach schon am 20. Oktober die Wappen der Gouverneure zu zeichnen, aber noch ohne die Absicht das gesamte Buch zu digitalisieren. Ich suchte einfach nur ein weiteres kleineres Projekt. Parallel dazu beschloss ich z.B. auch die Wappen der angrenzenden Gemeinden der Nachbarländer in die Datenbank aufzunehmen, zuerst die belgische Provinz Luxemburg, womit ich aber schon im November 2009 wieder fertig war.
Es war auch um die Jahreswende dass ich klammheimlich angefangen hatte, DOCH systematisch Wappen aus dem Armorial Loutsch zu zeichnen, obwohl ich diesen kurz aufzuckenden Gedanken angesichts des Volumens des Buches zunächst als “mit meiner Zeit und meinen Mitteln nicht realisierbar” zurückgewiesen hatte. Ich wählte dabei Wappen mit eher seltenen Anfangsbuchstaben des Trägers wie A oder X oder die eine bestimmte Figur aufwiesen, wie den Wolf oder dem mouton à piloter, später noch die Einhörner. Dieses Zeichnen war noch Teil meines Plans, Vorlagen für GIMP zu gewinnen und die hervorragenden schwarz-weiss Zeichnungen des Dr. Loutsch waren wirklich inspirierend.

Der ursprüngliche Plan war, zu tun was ich bei Dr. Bernhard Peter gesehen hatte und mir gut gefiel: Wappen an Gebäuden aufspüren, nachforschen, nachzeichnen und was drüber schreiben, halt nur auf Luxemburg beschränkt. Doch dazu kam es nie!

  1. Denn erstens sah ich rasch, dass Dr. Peter auch schon für Luxemburg diese Arbeit bereits erledigt hatte und ich wüsste nicht, wie ich als Anfänger es noch besser machen könnte?
  2. Zweitens begann ich um die Zeit mich beruflich, innerhalb meiner Behörde umzuorientieren: Weg von der Informatik, weg vom reinen Innendienst, Einstieg ins Inspektorat, Arbeitsrecht, Arbeitssicherheit, eine völlig neue Aufgabe! Ab 1. Mai 2010 war ich dann Préposé der hauptstädtischen Zweistelle unserer Behörde.

Ich hatte jetzt nicht mehr Zeit als vorher, im Gegenteil, ich musste ja alles neu lernen. Aber ich hatte jetzt eine Arbeit die mir sehr viel Spass machte, Zufriedenheit bei mir auslöste und ungeahnte Energien auch im Privatleben freisetzte. Vor allem war jetzt die Hemmung, mich jetzt auch noch nach Feierabend an einen Rechner zu setzen weg, denn tagsüber sass ich ja nun deutlich weniger am Bildschirm. Ich machte schnelle Fortschritte und irgendwann im Laufe des Jahres beschloss ich, die Digitalisierung des gesamten Corpus des Armorial Loutschs doch zum Projekt zu erheben. Der Gedanke fand keinen Niederschlag als Willensbekundung in einem Beitrag, aber irgendwann zwischen dem 7. Mai 2010 als ich eine Inventur des AL machte und dem 1. August 2010, als ich das 1000. Wappen in der Datenbank vermelden konnte, habe ich wohl beschlossen, das Projekt Armorial Loutsch online umzusetzen!
In meiner Jahresbilanz 2010 führte ich das Vorhaben schon als Projekt.
Meilensteine waren

Neben dem Zeichnen machte auch sehr viel Mühe, das sehr wichtige Beschriften und, damals für wichtig gehalten, das Taggen der Wappen! Ich konnte nicht einfach nur von Loutsch abschreiben, ich musste seinen Text ganz klar als von ihm geschrieben kennzeichnen und ich wollte natürlich mehr bieten und verlinkte auch die Heraldikbegriffe auf mein Lexikon!
Im Januar 2013 veröffentlichte ich dann endlich den Abschlussbericht, auch wenn noch immer Kleinigkeiten zu berichtigen blieben.
Die einzigen Wappen aus dem Armorial Loutsch, die ich nicht aufnahm, waren die Wappen der Herrscher und die Ihrer Frauen, hierzu ging ich nur eine kurze Vorarbeit an. Grund ist der, dass diese Wappen so viele Felder haben, dass meine Zeichnungen mit ihrer doch arg beschränkten Auflösung nicht schön werden.

Digitalisierung von Heraldiklehrschriften ab Oktober 2012-2016

Der Abschluss des alles absorbierenden Projektes machte mich frei für neues und ich fand mich in die Anfangszeit zurückgeworfen. Ich hatte noch nichts grundlegendes eigenes geschrieben, etwa eine Einführung in die Heraldik (das wäre ja dann sowas wie ein eigenes Buch), wollte aber dem Leser etwas bieten. So kam ich auf den Gedanken die Einführung eines lange verstorbenen Heraldikers fürs Netz aufzuarbeiten und anzubieten, denn ich dachte und denke immer noch:

Lieber gut kopiert, als schlecht selber geschrieben

Im Oktober 2012 wurde ich dann fündig bei É. SIMON, de Boncourt , einem patriotischem französischem Lothringer dessen GRAMMAIRE DU BLASON (1885) ich einscannte, OCRisierte und die Zeichnungen nachmachte und online brachte. Diese kleine Arbeit verschafft mir Befriedigung und ich wiederholte diese Übung für Rietstap und weitere Lehrschriften. Besonders viel Mühe aber auch Befriedigung verschafften mir Otto Titan von Hefners (1827-1870), Handbuch der Heraldik Teil I und Teil II die mich bis Jahresmitte 2016 beschäftigten.
Neben reinen Lehrschrifte mit eher überregionaler Bedeutung, digitalisierte ich auch einige Texte, welche Loutsch als Quellen gedient hatten, wie die Zehn mittelrheinische Wappengruppen (1900) von Felix Hauptmann (1856-1934) oder einige Aufsätze von Gemeindewappen der Großregion 2014-2016

Ein weiteres Projekt, dass ich nach Abschluss der Arbeiten am Armorial Loutsch (wieder) aufnahm ist jenes, die Gemeindewappen aus der Großregion zu sammeln. Angedacht schon zu Jahresbeginn, konkret angegangen wurde es Anfang Juni 2014 mit dem Kreis Trier-Saarburg in dem ich selber auch wohne. Die deutschen Wappen von Eifel, Saarland und der Grosstädte von RLP nahm ich durch, es haperte aber mit der Beschriftung, weil die Wappenbeschreibungen zumeist gar nicht aufzutreiben waren. Die französische Fassung hätte ich ohnehin selber erstellen müssen.
Die französischen Wappen nahm ich mir ab Oktober 2015 auch vor, kam aber nicht weit, obwohl hier die französischen Wappenbeschreibungen eher vorlagen.
Ursprünglich wollte ich mich auf jene beschränken, welche mal zum Herzogtum Luxemburg gehört hatten, aber dieses war teilweise so ein Flickenteppich, dass dann die eine Gemeinde dazugehört hätte, die Nachbargemeinde wieder nicht und noch eine Gemeinde weiter hätten Teile mal dazugehört usw. So gut sind meine lokalgeschichtlichen Kenntnisse dann doch nicht, also definierte ich es lieber um. Es leben schliesslich viele Grenzgänger die in Luxemburg arbeiten und daher eine gute Beziehung zu unserem Land haben auch in Gemeinden, die früher nie zum Staatsverband Luxemburg gehört hatten.

Nachlassen des Arbeitseifers

Leider liess mein Arbeitseifer ab Mitte 2016 erheblich nach, obwohl ich noch viel vor hatte, und kam auch nicht wieder. Hatte viel mit veränderten Lebenssituationen zu tun, aber auch damit, dass ich nach und nach merkte, dass die Zeichnungen die am Anfang mein ganzer Stolz waren, als reine Bitmap nicht mehr dem entsprachen, was der anspruchsvoller werdende Leser haben will. Das war frustrierend, denn er hat ja recht der Leser.
Leider fand ich nie die Zeit mich in die Vektorgraphik einzuarbeiten und sowieso: sollte ich dann alle Zeichnugen neu machen?
Auch funktionieren einige Softwares nicht mehr so recht, wie die Mediatags vom Code Devil, auf die mein System aufsetzt.
Letzes Jahr ging ich noch mal ein grösseres Projekt an: ich wollte das Lexikon endlich in ein echtes verwandeln, mit vielen Zitaten und Links! Aber die Puste ging mir aus.
So, das war jetzt mal eine ausführliche Bilanz, und nun werde ich mich bis auf weiteres nichts Neues mehr hinzufügen, denn ich muss mich erst mal wieder der Geschichte der Luxemburger Studenten in Aachen widmen, schliesslich feiern wir schon in 3 Jahren unser 125 jähriges Stiftungsfest.


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