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Channel: Daniel Erpelding
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Mit dem Fahrrad auf den Kirchberg

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Zum Themenkomplex “Wie ich komme ich nun ohne Auto zur Arbeit” hatte ich bereits im Dezember und vor ein paar Tagen geschildert, dass ich seit dem 10. Dezember nicht mehr von der Linie 118 bis in die Nähe meiner Arbeitsstelle gebracht werde, sondern mindestens einmal, in der Regel aber mehrmals umsteigen muss. Da die Tram erst ab dem Kirchberg bestiegen werden kann, muss ich mit dem Bus einen relativ großen Umweg fahren und zwar bis zum nicht mehr vorhandenen “Centre Hamilius”, bzw. am Boulevard Royal oder “virun der Post” wie die Luxemburger sagen. Dort muss ich ggf. umsteigen, und der Bus schleicht dann den Boulevard Royal und die ebenfalls stark befahrene Avenue de la Porte Neuve hoch, hält an der Fondation Pescatore, um dann erst die rote Brücke zu queren.

Ein viel direkterer Weg wäre, ab der Place de l’étoile gleich zum Pont Grand-Duchesse Charlotte zu fahren, nur in der Richtung zirkuliert kein Bus. Ein naheliegender Gedanke ist der, diese Strecke mit dem Fahrrad zurückzulegen und den wollte ich gleich im Dezember umsetzen.

Mit dem Veloh zum Kirchberg

Ich stieg also an der “Charlys Gare aus”, und lieh mir dort ein Veloh, fuhr durch den Park und querte die Brücke, drückte die Ampel für den Fußgängerüberweg und sah schon die Tram. Läuft wie geschmiert, dachte ich. Querte noch die Straße und dann erst bemerkte ich die Katastrophe! Obwohl so viel damit geworben wurde, dass die neue Station “Rout Bréck/Pfaffental” nicht nur mittels einer Seilbahn die Verbindung zu einem neu angelegten CFL Bahnhof im Pfaffental herstellen, sondern auch die Anbindung für den Radverkehr sicherstellen würde:

An dieser wichtigen Stelle sind gar keine Veloh Säulen!


Ich wurde das Rad also nicht los, Das haben die Planer wieder nicht vorgesehen! Ich fand es schon immer ärgerlich, dass die Veloh Stationen immer so weit von den Bushaltestellen weg angelegt wurden, einfach da wo Platz war ohne auf den Bedarf zu achten, aber jetzt fand ich mich echt angeschissen. Ich vermute dass, weil der Vertrag mit Veloh gerade neu ausgeschrieben wurde, und z.B. das Ersetzen der aktuellen Räder durch E-Bikes vorgesehen ist, die Bereitschaft hier Veloh Säulen einzurichten einfach nicht gegeben war. Ich traue ihnen aber auch zu, dass es vergessen wurde zu bedenken.

Ich musste wieder zurück auf die andere Straßenseite, und dort bis oberhalb der Konzerthalle fahren, bevor ich das Veloh loswurde. Dann stellte ich fest, dass der nächste Fußgängerüberweg mich keineswegs an die Tramhaltestelle geleitet, welche den Ort an dem ich mich gerade befand im Namen führt (Philharmonie/Mudamm), sondern dass ich mich zwischen zwei Haltestellen befand. Und auf der Seite des Bahnsteiges wo ich einsteigen wollte, war gar kein Fußgängerweg, sondern nur die Fahrradpiste oder die noch anzupflanzende Wiese. Außerdem war es dunkel. Zurück oder zur nächsten Haltestelle vorgehen?
Ich entschied mich, weil tiefster Winter und daher der Radverkehr nicht all zu dicht war, auf dem Radweg zu der nächsten Haltestelle vorzugehen, ein künftiges Problem der Radfahrer vorausahnend. Denn der Mensch ist faul, er macht nicht gerne Umwege. Niemand der in Zukunft sich in dieser Situation befindet, wird zweimal die Gleise queren um zur nächsten Station zu kommen! Sie werden alle lieber einen Zusammenstoß mit dem Radler riskieren als einen mit der Tram, sie sind ja nicht lebensmüde.
Inzwischen habe ich die Operation noch mal durchgeführt, aber es ist wirklich sehr unbequem. Wenn ich das nächste Mal für die Veloh-Variante optiere, dann nehme ich das Teil einfach mit in die Tram und gebe es am Auchan (Station Aloyse Weicker) ab.

Mit dem eigenen Fahrrad in die M-Box

Als das Wetter wieder besser wurde nahm ich mir an einen Freitag Nachmittag frei und probierte die Variante mit eigenem Fahrrad mal aus. Den Weg von der Rue des Primeurs zur Place de Etoile beschreibe ich jetzt nicht, obwohl der wegen der Grossbaustelle zur Zeit auch ganz interessant ist Und leider auch ziemlich gefährlich, denn die Verkehrsführung von Pont & Chaussées berücksichtigt den Radverkehr fast gar nicht, oder überlässt man das den Bauarbeitern? Von Zeit zu Zeit wird der Radstreifen, wie der Bürgersteig einfach beseitigt und die schwachen Verkehrsteilnehmer können kucken wo sie bleiben. Zum Glück muss ich da meist nicht lang, ich fahre lieber durch die ruhigere Avenue Gaston Diederich oder die Val Saint Croix.

Von der Place de l’étoile zum Pont rouge

Ich ass noch zu Mittag in einem Restaurant an der Place de l’étoile und machte mich auf den Weg zum Kirchberg, hierzu befuhr ich die Rue Joseph II, die nach dem umstrittenen österreichischen Reformer auf dem Kaiserthron benannt ist, Sohn und Nachfolger der auch in Luxemburg einst heiss geliebten Maria-Theresia.

Es steigt etwas an, und der Radstreifen ist vorgeschrieben und mit einem durchgezogenem Strich von der Fahrbahn getrennt. Dooring Unfälle sind hier leicht möglich, aber mir sind keine bekannt. Kritikpunkt: Kurz vor der Glacis Kapelle hört der Streifen einfach auf! Zum Glück bin ich ein Einheimischer und weiss, dass der Radfahrer ohnehin besser daran tut, hier nach rechts in den Park abzubiegen, aber ich denke, dass der Radtourist vielleicht glücklich über einen Wegweiser wäre.

Der Park ist ruhig, befährt sich gut und ohne Abgase einatmen zu müssen. Dann kam ich an der grossen, wichtigen Kreuzung vor dem Pont Grand-Duchesse Charlotte an, der besser bekannt ist als “Rote Brücke”. Hier gibt es noch eine, ausnahmsweise mal günstig gelegene Veloh Station zu bewundern und damals waren da noch nervige Bauarbeiten.
Dann querte ich die Brücke.

Auf dem neuen Fahrradweg entlang der Tram

Zunächst galt es, wieder die Strasse (Boulevard John F. Kennedy) zu queren. Ich war hier schon oft, wenn ich die Tram als Fussgänger nahm.

Nun wurde mir wieder bewusst, dass hier der Radweg nicht so gestaltet ist, wie ich es oberhalb aus dem Tramfenster immer erspäht hatte. Statt zwischen Strasse und Tramtrasse, verläuft er hier hinter den Geleisen.

Und dann fuhr ich den neuen Radweg. Und er ist wirklich vorbildlich!

  1. Er ist sowohl von der Tram, als auch von den Fussgängern und vor allem vom individuellen KFZ Verkehr getrennt.
  2. Er wird immer wieder unterbrochen, von den Strassen die ihn queren. Hier hatte ich zunächst Angst, die Planer würden den Radfahrern alle paar Meter “zu ihrer eigenen Sicherheit” die Vorfahrt wegnehmen, wie es früher schon mal geplant hatten. Und tatsächlich hört er dann jedes Mal auf.
  3. ABER: es wurde eine eigene Ampelschaltung für Radfahrer vorgesehen. Der Clou: diese erkennt offenbar die sich nahenden Radfahrer und beginnt den Vorgang des “Auf Grün schalten”. Der Radfahrer muss nicht erst anhalten und drücken. Wenn man normal schnell fährt, kann man an den wenig befahrenen Kreuzungen fast durchfahren. (Am Bvd KAD natürlich nicht!)
  4. Und wenn man im Windschatten einer Tram fährt, hat man sowieso immer Vorfahrt.

Die Fahrradmitnahme in der Tram

Dann merkte ich aber zusehends, dass der KirchBERG seinen Namen nicht von ungefähr führt. Gut, ich bin über den Winter nicht viel Rad gefahren und geriet doch etwas aus der Puste, und so beschloss ich, doch mit der Tram weiter zu fahren.
Erfreulich: Dass man sich Mühe gegeben hat, die Tram barrierefrei zu halten, kommt auch dem müden Radler zu Gute. Der Einstieg war einfach, und das Rad liess sich gut unterbringen. Leider nicht festbinden.

An der derzeitigen Endstation Luxexpo stieg ich dann aus.

Ab in die M-Box

Endlich konnte ich die M-Box ausprobieren. Zunächst bleibt festzuhalten, dass die Öffnung mit der oft Karte nicht sofort funktioniert.
Es waren nur zwei Räder drin, gute Räder.
Ich beschloss, weil das Rad über das Wochenende drin bleiben sollte, wollte ich es potentiellen Dieben so unangenehm wie möglich machen und das Rad auch auf der zweiten Ebene lagern, obwohl unten noch Plätze frei waren. Dabei fiel mir auf, dass die Schiene sich nur schwer rausziehen und wieder reinschieben liess.
Schwierig fand ich es auch, wieder aus der M-Box rauszukommen, denn dazu muss man so einen Knopf drücken, der unter einer Glasscheibe geschützt liegt.

Als ich Montags wieder kam, war alles noch da, das Rad war trocken.
Am Montag fuhr ich dann mit dem Rad ganz zurück zu meiner Dienststelle. Runter gings leicht, den Berg an der Route d’Arlon umfuhr ich, über die Val Saint Croix.

Fazit

Also, ein Zeitgewinn ist durch das Benutzen des Rades nicht zu erzielen. Wenn ich mit dem Rad statt mit dem Bus zum Bahnhof fahre ist das ganz anders, hier komme ich mitunter sehr viel schneller voran. Aber das kann ich nicht mehr, wenn mir fehlen die vier km zwischen Wasserbillig und Igel die ich nicht mehr legal mit der Bahn fahren kann.
Bleibt nur der sportliche Aspekt als Anreiz für die Radvariante, denn der Anstieg ist anspruchsvoll.


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